Die Idee der Jumelage ist ein integraler Bestandteil des Internationalen Lionismus und entspricht dem Ziel, „den Geist gegenseitiger Verständigung unter den Völkern der Welt zu wecken und zu erhalten“. Dieses Ziel „setzt ein gründliches Kennen der Probleme anderer Völker und persönliche Beziehungen … voraus“.
Die internationale Verständigung „soll sich nicht in gesellschaftlichen Kontakten erschöpfen“, sondern zu gemeinsamem Handeln führen“. In dem Bemühen, die Verständigung vor allem zwischen Deutschen und Franzosen zu suchen und zu fördern, hat sich der LC WORMS, 1972 unter seinem Präsidenten Wilhelm MAYER zu einer Jumelage mit dem LC ORLEANS-VALOIS verpflichtet, deren Präsident Michel GABEZ war. Die feierliche Unterzeichnung der Urkunde fand am 16. September 1972 in Ludes in der Champagne, in der Nähe von Reims, in Anwesenheit des Vize-Governors der Région Centre und der Präsidenten von Clubs aus Reims statt. Am 24./25. Oktober 1992 wurde in einer gemeinsamen Veranstaltung in Reims der 20. Jahrestag der Jumelage unter den Präsidenten Karl-August DEYNET und Philippe FORESTIER in einer betont freundschaftlichen Atmosphäre gefeiert.
Die Verbindung der beiden Clubs wurde rasch mit Leben erfüllt: regelmäßige Besuche in Worms und Orléans mit zahlenmäßig ständig steigenden Gruppen, die herzliche Aufnahme in den Familien, der Austausch einer großen Zahl von LIONS-Kindern, die oft mehrere Wochen in den Gastfamilien verbrachten und neben der Erweiterung ihrer Sprachkenntnisse auch ihr Wissen über Land und Leute erweitern konnten.
Gegenseitige Besuche bei Charter-Feiern gehören ebenso zum deutsch-französischen Clubleben wie Aktionen, die das gemeinsame Handeln in den Vordergrund stellen, so z.B. die Beteiligung an verschiedenen Activities (Kaiserstatue am Nordportal des Wormser Doms, mehrfach Beiträge zum Herbst- und Weihnachtsbasar der LIONS-Damen, direkte Unterstützung von sozialen Activities in Orléans, u.a.). Der gegenseitige Austausch der Jahresprogramme und der Mitgliederverzeichnisse ist eine Selbstverständlichkeit. In diesem Beziehungsgeflecht entstanden im Laufe der Zeit jenseits der offiziellen Lionsebene persönliche Freundschaften, die bis heute andauern und zu Begegnungen führen, die in ihrer Normalität keiner besonderen Erwähnung bedürfen.
Im Laufe der Jahre nahm der Umfang der offiziellen Jumelagetreffen ständig zu und führte zu einem Programm, das in Worms und Orléans bestrebt war, neben der Pflege der familiären Aspekte auch das geographische, wirtschaftliche und vor allem das kulturelle Umfeld beider Städte den jeweiligen Gästen anschaulich zu vermitteln.
So wurden in Worms Ausflüge unternommen, die in das Rheintal, in den Pfälzer Wald, nach Rheinhessen, in den Rheingau, in den Odenwald, nach Mainz, Speyer und sogar Bonn führten, aber auch die Stadt Worms nicht außer Acht ließen. In Frankreich bildete das historische und kulturelle Erbe der Stadt Orléans den Rahmen der Besichtigungen, die Fahrten zu verschiedenen Schlössern an der Loire und in anderen Regionen, nach Bourges, in die Sologne und in Teile der Beauce mit ihren kleinen Dörfern vermittelten den deutschen Gästen nachhaltige Einblicke in die französische Geschichte und Gegenwart.
Die Begegnungen, die in der Regel 4 Tage dauern (mit An- und Abreise) stellen in jedem LIONS-Jahr einen Höhepunkt im Programm des Präsidenten dar und werden deshalb mit großer Sorgfalt vorbereitet. Am Ende der 4 Tage fällt die Trennung zwischen den deutschen und französischen Freunden nach den frisch gewonnenen Eindrücken und der erneuerten Herzlichkeit besonders schwer.
Trotz dieser überragenden Effekte der Jumelage, die ja als regelrechtes Netzwerk die deutsche und französische Landschaft überzieht und daher mit Sicherheit auch auf das politische Denken und praktische Handeln des Partners einen nicht zu unterschätzenden Einfluss ausübt, wie beispielsweise an der Reaktion der französischen Freunde anlässlich der deutschen Wiedervereinigung zu erkennen war, trotz dieser Effekte wirft die Jumelage-Bewegung heute Probleme auf, die ein Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Vorstellungen und Praktiken sind und die eine Generation betreffen, die sich deutlich von der Gründergeneration der siebziger Jahre unterscheidet. Der unmittelbare Eindruck der Kriegs- und Nachkriegszeit hat sich verflüchtigt oder existiert nicht mehr, die fast grenzenlose Mobilität durch Auto und Flugzeug, das ungeheure Angebot an Freizeit- und Ferienzielen rund um den Globus, das von jüngeren wie älteren Clubmitgliedern wahrgenommen wird, lassen die Notwendigkeit einer regelmäßigen Begegnung mit den französischen Freunden in den Hintergrund treten. Vielleicht gehört auch die langjährige Routine, die allerdings für die Organisation sehr nützlich ist, zu den Gründen, die die Bereitschaft zur persönlichen Beteiligung an den jährlichen Treffen wesentlich beeinflussen. Dennoch sollten wir nicht aufhören, die Flamme der Jumelage ständig neu zu entfachen, andere Formen ihrer Realisierung zu finden, zumal sie noch den Effekt hat, dass der Zusammenhalt und die Freundschaft unter den eigenen Clubmitgliedern durch die 4 Tage des Zusammenlebens außerordentlich gefördert wird.
Die Jumelage hat eine bewährte Tradition und eine lebendige Gegenwart, die wir auch in der Zukunft zum Vorteil beider Seiten nutzen sollten.